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Deutsche Lyrik

Jürgen Becker

 

 

 

 

 

 

 

© 2005 - 2008 Per Contra: The International Journal of the Arts, Literature and Ideas. 

 

 

 

Chronik

 

Der Himmel heute ist klar.  Ein Wetter für

Bomberpiloten.  Gleich brechen sie auf, oder erst morgen,

die Blüten des Rhododendron.

 

Die Wiesen sind trocken.  Am Wiesenrand

stehen Männer und schauen hoch in die Luft, in der

sich der Bussard kreisend entfernt.

 

Dann macht sie das Fenster zu, die älter

werdende Frau, der unten im Hof der Geländewagen

gehört, mit Seekarten auf dem Beifahrsitz.

 

 

Herbstgeschichte

 

Eine Zeichnung, oder auch nur Gekritzel…ich hatte

Versucht, dem alten, sich senkenden Birnbaum

Einen Halt zu geben.  Aber die Stütze aus

Bleistiftstrichen mißlang.  Nun regiert hier, seit

ein paar Tagen, der Nebel, der es heute

fertiggebracht hat, daß man gar nichts mehr

sieht.  So geht das all diese Jahr,

Strukturen, Fröste, Eulenflug, Kriege im September.

 

 

Möglichkeiten für Bilder

 

Dunkler Baum vor einem hellen Haus.

Wunschkörper.

Die traurigen Augen beim Schließen der Türe.

Holz und Milch; eine Lampe.

Der Wind, der die Hand ausstreckt (im Zitat).

Bälle, aus dem Mund tropfend.

Frieden im Tal.

Geduld der Minen.

Nun wächst die Wiese durchs Haus.

Springend, über den Strich in der Luft.

Die Küsten des Exils (seit 1957).

Winteräste im Sommer.

Sieg des Wartens.

Fallende Birnen.  Liegende Birnen.

Fahrrad am Horizont.

Soldaten und ein Fahrrad.

Nacht des 7. November.

Das Elend der Befreiten.

Glas, zwischen Figuren.

Menschengruppen vor dem Horizont.

Nebel; die Versteinerung des Nebels.

 

 

Renaissance

 

Nun betrachte die Wiese, nicht

das Photo, die Wiese.

 

Die Katze, keine Bewegung,

und keine Bewegung, die Amsel.

 

Rostblätter unter dem Zaun.

 

Rostblätter unter dem Zaun.

 

Und Dämmerung, und wilder Schnee.

 

Der stille Schnee.  In der Dämmerung

geht der Schnee.

 

 

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Vier Lyrik von Jürgen Becker