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Chronik
Der Himmel heute ist klar. Ein Wetter für
Bomberpiloten. Gleich brechen sie auf, oder erst morgen,
die Blüten des Rhododendron.
Die Wiesen sind trocken. Am Wiesenrand
stehen Männer und schauen hoch in die Luft, in der
sich der Bussard kreisend entfernt.
Dann macht sie das Fenster zu, die älter
werdende Frau, der unten im Hof der Geländewagen
gehört, mit Seekarten auf dem Beifahrsitz.
Herbstgeschichte
Eine Zeichnung, oder auch nur Gekritzel…ich hatte
Versucht, dem alten, sich senkenden Birnbaum
Einen Halt zu geben. Aber die Stütze aus
Bleistiftstrichen mißlang. Nun regiert hier, seit
ein paar Tagen, der Nebel, der es heute
fertiggebracht hat, daß man gar nichts mehr
sieht. So geht das all diese Jahr,
Strukturen, Fröste, Eulenflug, Kriege im September.
Möglichkeiten für Bilder
Dunkler Baum vor einem hellen Haus.
Wunschkörper.
Die traurigen Augen beim Schließen der Türe.
Holz und Milch; eine Lampe.
Der Wind, der die Hand ausstreckt (im Zitat).
Bälle, aus dem Mund tropfend.
Frieden im Tal.
Geduld der Minen.
Nun wächst die Wiese durchs Haus.
Springend, über den Strich in der Luft.
Die Küsten des Exils (seit 1957).
Winteräste im Sommer.
Sieg des Wartens.
Fallende Birnen. Liegende Birnen.
Fahrrad am Horizont.
Soldaten und ein Fahrrad.
Nacht des 7. November.
Das Elend der Befreiten.
Glas, zwischen Figuren.
Menschengruppen vor dem Horizont.
Nebel; die Versteinerung des Nebels.
Renaissance
Nun betrachte die Wiese, nicht
das Photo, die Wiese.
Die Katze, keine Bewegung,
und keine Bewegung, die Amsel.
Rostblätter unter dem Zaun.
Rostblätter unter dem Zaun.
Und Dämmerung, und wilder Schnee.
Der stille Schnee. In der Dämmerung
geht der Schnee.
Vier Lyrik von Jürgen Becker